Die Wirkung von Cannabis auf das Herz-Kreislauf-System
Die Wirkung von Cannabis auf das Herz-Kreislauf-System

Cannabis und seine Wirkstoffe – insbesondere Cannabidiol (CBD) und Tetrahydrocannabinol (THC) – stehen zunehmend im Fokus wissenschaftlicher Forschung. Neben ihren bekannten Effekten auf das zentrale Nervensystem wird auch ihr Einfluss auf das Herz-Kreislauf-System intensiv untersucht. Studien deuten darauf hin, dass bestimmte Inhaltsstoffe der Cannabispflanze entzündungshemmend und antioxidativ wirken könnten, was potenziell schützende Effekte auf Herz und Gefäße hat. Dennoch ist der gesundheitliche Nutzen bislang nicht abschließend belegt, und viele Zusammenhänge gelten als noch nicht ausreichend erforscht.
Gleichzeitig warnen Fachleute vor den Risiken einer unkontrollierten oder synthetischen Anwendung. Während CBD in Studien häufig gut vertragen wurde, können hohe THC-Konzentrationen – insbesondere in künstlich hergestellten Produkten – das Herz-Kreislauf-System belasten und unerwünschte Nebenwirkungen wie Herzrhythmusstörungen hervorrufen.
Der aktuelle Forschungsstand zeigt somit ein differenziertes Bild: Cannabis kann in niedrigen, medizinisch kontrollierten Dosen positive Effekte entfalten, birgt jedoch bei unsachgemäßem Gebrauch erhebliche Risiken für die kardiovaskuläre Gesundheit.
Das Wichtigste auf einen Blick
- In Studien wird der Einfluss von CBD auf entzündliche Prozesse und oxidativen Stress untersucht. Ein gesundheitlicher Nutzen ist bislang nicht abschließend belegt.
- Auch mögliche Zusammenhänge zwischen CBD und dem Herz-Kreislauf-System sind Gegenstand aktueller Forschung.
- Die Wirkung von THC auf das kardiovaskuläre System wird wissenschaftlich untersucht. Dabei stehen unter anderem Gefäßfunktionen im Fokus.
Cannabis kann sich positiv auf das Herz-Kreislauf-System auswirken.
Das amerikanische Forscherteam des nationalen Gesundheitsministeriums in Maryland, USA, um Pal Pacher stellte dazu in dieser Übersichtsarbeit die aktuelle Forschungslage zu den Auswirkungen von Cannabis und synthetischen Cannabinoiden auf das Herz-Kreislauf-System (kardiovaskuläres System) dar.
Positive Effekte von Cannabis auf das Herz-Kreislauf-System
Das Forscherteam geht aufgrund der Sichtung vielzähliger Studien davon aus, dass sowohl Tetrahydrocannabinol (THC) als auch Cannabidiol (CBD) einen entzündungshemmenden Effekt haben und so das Herz-Kreislauf-System schützen können.
Die Einnahme von CBD führt zu keiner psychoaktiven Wirkung und steht in Zusammenhang mit positiven Auswirkungen auf das Herz-Kreislauf-System. In klinischen Studien führte CBD zu
- einer langfristigen Verbesserung der Herzfunktion,
- einer Verringerung der Anzahl von sowohl Schlaganfällen als auch Herzinfarkten
- und einer Linderung von Herzmuskelentzündungen.
Darüber hinaus zeigte sich ein positiver Effekt von CBD auf zellulärer Ebene:
- es kam zu einer Beschleunigung der Zellerneuerung
- und einer Verhinderung des Zelltods.
Auch THC, die Komponente, die hauptsächlich für die psychoaktive Wirkung von Cannabis verantwortlich ist, wirkte in geringen Dosierungen entzündungshemmend und Herz-Kreislauf-schützend. Zudem weisen einige Studien auf eine Verminderung von Atherosklerose (Verengungen der Blutgefäße) hin, da eine THC-Einnahme die Ausbildung von Ablagerungen in den Blutgefäßen verringern konnte.
Zusätzlich wirkten sich andere Bestandteile der Cannabispflanze wie Tetrahydrocannabivarin und Terpene wie ß-Caryophyllen in geringen Dosierungen schützend auf das Nervensystem und das Herz-Kreislauf-System aus.
Hier deutet die Studienlage ebenfalls auf einen entzündungshemmenden und antioxidativen Effekt hin. Es zeigt sich eine nachgewiesene entzündungshemmende und antioxidative Wirkung von CBD.
Potentielle Nebenwirkungen
Potentielle Nebenwirkungen wurden in klinischen Studien vor allem bei der Einnahme synthetischer Formen von Cannabinoiden gefunden. Die Forscher weisen darauf hin, dass der THC-Gehalt von synthetischen Produkten häufig den natürlich vorkommenden Gehalt um mehr als das 10-fache überstieg. Dies ging einher mit einer erhöhten Belastung für das Herz-Kreislauf-System und den Stoffwechsel. Nebenwirkungen, die aufgrund eines stark erhöhten THC-Gehalts auftraten, waren unter anderem Herzrhythmus-Störungen, ein zu niedriger Blutdruck und Übergewicht.
Außerdem erwies sich auch die Einnahmeform der Cannabinoide als wichtiger Faktor für potentielle Nebenwirkungen. Die Forscher stufen das Rauchen von Cannabis-Zigaretten als ebenso schädlich ein wie das Rauchen von herkömmlichem Tabak.
Der Konsum synthetischer Cannabinoide (mit stark erhöhtem THC-Gehalt) ist mit einer Reihe schwerer, ernstzunehmender Folgen auf das Herz-Kreislauf-System verbunden. Hingegen zeigen die Behandlung mit CBD und THC in geringer Dosierung einen positiven Einfluss auf das Herz-Kreislauf-System.
Herzrhythmusstörungen: Risiken durch synthetische Cannabinoide
In den letzten Jahren wurden im Zusammenhang mit synthetischen Cannabinoiden zunehmend kardiovaskuläre Nebenwirkungen dokumentiert, darunter insbesondere Störungen des Herzrhythmus wie Tachykardien oder Bradykardien. Diese Effekte traten häufig bei Produkten mit sehr hohen THC-Konzentrationen auf, die den natürlichen Gehalt deutlich überstiegen. Fachleute vermuten, dass eine übermäßige Reizung des körpereigenen Endocannabinoid-Systems, das auch an der kardialen Signalweiterleitung beteiligt ist, dabei eine Rolle spielt.
Im Gegensatz dazu steht Cannabidiol (CBD) im Fokus aktueller Forschung. Wissenschaftliche Studien untersuchen derzeit, inwieweit CBD mit verschiedenen physiologischen Prozessen interagiert – auch im Kontext des Herz-Kreislauf-Systems. Konkrete gesundheitsbezogene Aussagen zur Wirkung von CBD auf das Herz oder den Herzrhythmus sind jedoch bislang nicht zugelassen.
Entscheidend bleibt bei allen Cannabinoiden die Qualität der Produkte sowie eine informierte und verantwortungsvolle Anwendung, insbesondere im Hinblick auf mögliche individuelle Reaktionen.
Fazit
In dieser Übersichtsarbeit zeigt sich ein nachgewiesener entzündungshemmender und antioxidativer Effekt von CBD, was sowohl das Nervensystem als auch das Herz-Kreislauf-System schützt. Für THC besteht ein Dosis-abhängiger Effekt (je höher die Dosis, desto wahrscheinlicher werden potentielle Nebenwirkungen) auf Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems.
FAQ
Wie wirkt Cannabis auf das Herz?
Cannabis kann die Herzfrequenz erhöhen und den Blutdruck beeinflussen, vor allem durch THC. In einigen Fällen wurden Herzrhythmusstörungen beobachtet. Die Wirkung hängt von Dosis, Konsumform und individueller Veranlagung ab.
Quellenangaben
[1] Pacher, P., Steffens, S., Haskó, G., Schindler, T. H., & Kunos, G. (2018). Cardiovascular effects of marijuana and synthetic cannabinoids: the good, the bad, and the ugly. Nature Reviews Cardiology, 15(3), 151-166. Link: https://doi.org/10.1038/nrcardio.2017.130








