Entourage-Effekt: Bedeutung & was die Forschung sagt
Entourage-Effekt: Bedeutung & was die Forschung sagt

Wenn es um Cannabis und seine Inhaltsstoffe geht, begegnet man häufig dem Begriff Entourage-Effekt. Er beschreibt ein Konzept aus der Forschung, bei dem das Zusammenspiel von Cannabinoiden, Terpenen und Flavonoiden eine besondere Rolle spielt.¹ ³ Anders als bei isolierten Stoffen geht man davon aus, dass sich die Bestandteile im Verbund ergänzen, mit dem Ziel, das volle Potenzial der Pflanze besser zu verstehen.¹
Gerade in der medizinischen Anwendung von Cannabis rückt dieser Effekt zunehmend in den Fokus.¹ ³ Insbesondere, wenn es um Vollspektrum-Produkte geht, also Produkte mit einer breiten Vielfalt natürlicher Pflanzenstoffe.
Das Wichtigste auf einen Blick
- Synergie statt Einzelwirkung: Der Entourage-Effekt beschreibt mögliche Wechselwirkungen zwischen Cannabinoiden, Terpenen und Flavonoiden.
- Fokus der Forschung: Erste Studien untersuchen, wie diese Kombinationen die Wahrnehmung von Effekten beeinflussen können.² ³
- Terpene als Teil des Puzzles: Aromastoffe wie Myrcen, Limonen oder Beta-Caryophyllen könnten das Zusammenspiel mitgestalten.² ⁴
- Individuelle Erfahrung: Manche Patienten berichten, dass Produkte mit einem natürlichen Pflanzenspektrum für sie angenehmer oder ausgewogener sind. Die wissenschaftliche Forschung dazu ist im Gange.
Was bedeutet der Entourage-Effekt?
Ursprung des Begriffs
Der Begriff Entourage-Effekt geht auf den israelischen Cannabisforscher Raphael Mechoulam zurück, der in den 1990er-Jahren auf das mögliche Zusammenspiel verschiedener Inhaltsstoffe der Cannabispflanze aufmerksam machte.
Seine These: Pflanzenstoffe wirken möglicherweise nicht isoliert am stärksten, sondern entfalten in Kombination ein besonderes Potenzial.
Kurz gesagt: 1 + 1 = mehr als 2. So lässt sich die Idee hinter dem Entourage-Effekt vereinfacht beschreiben.
Entourage-Effekt vs. Isolate
Viele Produkte unterscheiden sich durch ihre Zusammensetzung und damit durch das Zusammenspiel ihrer Inhaltsstoffe:
- CBD-Isolat: Enthält ausschließlich reines Cannabidiol. Vorteil: Hohe Reinheit, jedoch ohne Begleitstoffe der Pflanze.
- Breitspektrum-Extrakt: Enthält mehrere Cannabinoide, jedoch kein THC. Das pflanzliche Zusammenspiel bleibt teilweise erhalten.
- Vollspektrum-Extrakt: Enthält die natürliche Vielfalt der Cannabispflanze, inklusive THC im gesetzlich erlaubten Mengen. In der Theorie ermöglicht diese Form die umfassendste Kombination der natürlichen Pflanzenstoffe.
Wie sich diese Unterschiede konkret auswirken, ist weiterhin Gegenstand wissenschaftlicher Untersuchungen.
Terpene und das Zusammenspiel mit Cannabinoiden
Terpene sind natürliche Aromastoffe, die Cannabis seinen charakteristischen Duft verleihen. Doch neben dem Geruch wird ihnen auch eine interessante Rolle im Zusammenspiel pflanzlicher Inhaltsstoffe zugeschrieben, insbesondere im Kontext des sogenannten Entourage-Effekts.
Die Forschung steckt noch in den Anfängen ¹³, aber die Erkenntnisse legen nahe: Das Zusammenspiel pflanzlicher Inhaltsstoffe ist komplex und macht den ganzheitlichen Ansatz vieler Cannabisprodukte besonders spannend.
Warum ist der Entourage-Effekt so interessant?
Der Entourage-Effekt ist mehr als nur eine Theorie. Er wird auch in der Forschung und Produktentwicklung rund um Cannabis intensiv diskutiert.
Was macht ihn besonders?
- Ganzheitlicher Ansatz: In der Cannabispflanze stecken über 100 Cannabinoide und mehr als 200 bekannte Terpene. Ihr Zusammenspiel wird als möglicher Schlüssel für ein ausgewogenes Gesamtprofil betrachtet.
- Forschungsperspektive: In manchen Studien schneiden Vollspektrum-Produkte anders ab als reine Isolate. Das wirft spannende Fragen zum Zusammenspiel der Pflanzenstoffe auf.
- Produktentwicklung: Hersteller setzen gezielt auf bestimmte Terpen-Profile. Nicht, um Wirkversprechen zu geben, sondern um sensorisch und funktional vielfältige Produkte zu gestalten.
- Erfahrungswerte: Viele Menschen berichten, dass sie Vollspektrum-Produkte als stimmiger oder angenehmer empfinden. Auch die Verträglichkeit wird in persönlichen Berichten oft hervorgehoben.
Der Entourage-Effekt ist noch nicht vollständig wissenschaftlich entschlüsselt ¹ ⁴, aber seine Annahmen helfen dabei, die Komplexität pflanzlicher Produkte besser zu verstehen.
Entourage-Effekt & Forschung: Was sagt die Wissenschaft?
Die Forschung rund um den Entourage-Effekt steckt noch in den Anfängen. Jedoch gibt es erste Hinweise, die auf spannende Zusammenhänge hindeuten.
- Mechoulam & Ben-Shabat (1999): Sie beschrieben erstmals die Beobachtung, dass bestimmte Endocannabinoide gemeinsam anders wirken als einzeln.¹
- Russo (2011): In seiner Arbeit lieferte er Hinweise darauf, dass Cannabinoide wie THC und CBD in Kombination mit Terpenen möglicherweise anders interagieren.²
Neuere Studien: Aktuelle Arbeiten werfen einen genaueren Blick auf Terpene wie Myrcen oder Beta-Caryophyllen, die in Bezug auf den sogenannten Terpen-Entourage-Effekt als besonders interessant gelten.¹
Was bedeutet das für Dich?
Die wissenschaftliche Basis ist noch im Aufbau, aber das Zusammenspiel pflanzlicher Inhaltsstoffe wird intensiv erforscht. Für viele ist das ein spannender Ansatz, um Cannabis als komplexe Naturpflanze besser zu verstehen.
FAQ
Was bedeutet der Entourage-Effekt?
Der Entourage-Effekt beschreibt das Zusammenspiel von Cannabinoiden, Terpenen und Flavonoiden, das zu einer veränderten oder ergänzenden Wirkung führen kann, im Vergleich zur isolierten Anwendung einzelner Substanzen.
Was ist der Terpen-Entourage-Effekt?
Terpene, die natürlichen Aromastoffe, könnten beeinflussen, wie Cannabinoide im Körper aufgenommen und verarbeitet werden. In der Forschung wird untersucht, wie sie die Gesamtwirkung ergänzen.
Gibt es den Entourage-Effekt nur bei Cannabis?
Synergistische Effekte kommen in der Natur häufiger vor. Beim Hanf steht dieses Phänomen allerdings besonders im Fokus wissenschaftlicher Untersuchungen.
Ist der Entourage-Effekt wissenschaftlich belegt?
Es gibt erste Hinweise aus Labor- und Anwendungsbeobachtungen. Die Forschung dazu ist noch nicht abgeschlossen, und es laufen weiterhin Studien, um den Effekt besser zu verstehen.
✅ Hinweis:
Diese FAQ dienen der Information und ersetzen keine medizinische Beratung. Bei Fragen zur Anwendung oder Therapie sprich am besten mit Deinem Arzt oder Deiner Ärztin.
Quellenhinweise:
¹ Christensen, C., Rose, M., Cornett, C., & Allesø, M. (2023). Decoding the Postulated Entourage Effect of Medicinal Cannabis: What It Is and What It Isn't. Biomedicines, 11(8), 2323. https://doi.org/10.3390/biomedicines11082323
² Raz, N., Eyal, A. M., Zeitouni, D. B., Hen-Shoval, D., Davidson, E. M., Danieli, A., Tauber, M., & Ben-Chaim, Y. (2023). Selected cannabis terpenes synergize with THC to produce increased CB1 receptor activation. Biochemical pharmacology, 212, 115548. https://doi.org/10.1016/j.bcp.2023.115548
³ André, R., Gomes, A. P., Pereira-Leite, C., Marques-da-Costa, A., Monteiro Rodrigues, L., Sassano, M., Rijo, P., & Costa, M. D. C. (2024). The Entourage Effect in Cannabis Medicinal Products: A Comprehensive Review. Pharmaceuticals (Basel, Switzerland), 17(11), 1543. https://doi.org/10.3390/ph17111543
⁴ Finlay, D. B., Sircombe, K. J., Nimick, M., Jones, C., & Glass, M. (2020). Terpenoids From Cannabis Do Not Mediate an Entourage Effect by Acting at Cannabinoid Receptors. Frontiers in pharmacology, 11, 359. https://doi.org/10.3389/fphar.2020.00359





